Software-Qualität: Einfluss auf dein Business

Einleitung

Software-Systeme spielen eine immer grössere und wichtigere Rolle in Unternehmen. Deshalb stehen Unternehmen auch immer wieder vor der Aufgabe, die Qualität von Software-Systemen zu bewerten – und zwar sowohl bei der Auswahl neuer Systeme als auch bei der Re-Evaluierung bereits vorhandener Systeme. Bei dieser Bewertung spielt üblicherweise die fachliche Perspektive eine besonders grosse Rolle – und damit Aspekte wie Funktionsumfang und Benutzerfreundlichkeit des betrachteten Systems.

Aspekte

Weitere Aspekte werden oft vernachlässigt – vermutlich deshalb, weil sie den handelnden Personen nicht bekannt oder aber schwer greifbar und bewertbar sind. Im schlechtesten Fall führt das dazu, dass ein Software-System falsch bewertet wird, was bei der zunehmenden Relevanz von Software sehr teuer oder sogar unternehmenskritisch sein kann. Mit diesem Beitrag wollen wir deshalb die verschiedenen Aspekte von Software-Qualität beleuchten und damit die Grundlage für eine umfassendere und objektivere Bewertung von Software-Systemen schaffen.

Ein umfassender Blick auf das Thema Software-Qualität lohnt sich insbesondere deshalb, weil dadurch viele spätere Probleme vermieden und Nutzenpotentiale ausgeschöpft werden können. Der Nutzen hoher Software-Qualität besteht in einer hohen Akzeptanz der Benutzer (und damit einem intensiven Einsatz der Software), in geringen Ausfallzeiten und  Wartungskosten und damit letztendlich in einer optimalen Unterstützung der damit verbundenen Business-Ziele.

Unser Verständnis von Software-Qualität

Werden verschiedene Personengruppen dazu befragt, was sie unter Software-Qualität verstehen, geben diese sehr unterschiedliche Antworten. Ein Software-Entwickler beim Hersteller legt Wert darauf, dass die Software hürdenfrei, kontinuierlich und fehlerfrei weiterentwickelt werden kann.

Stakeholder

Ein Software-Entwickler beim System-Integrator dagegen schätzt ein System, das vor dem Hintergrund des erforderlichen Customizings ohne intensive Schulung einfach anzupassen ist. Die IT-Kollegen im Rechenzentrumsbetrieb legen den Fokus auf gute Installierbarkeit, Updatefähigkeit und Schonung von Ressourcen. Die Anwender der Software möchten eine fehlerfreie und einfach zu bedienende Software, die tut, was sie erwarten. Und das Business möchte gerne, dass mit derselben Software die gesteckten Business-Ziele erreicht werden.

Alle Stakeholder haben ihren persönlichen Schwerpunkt hinsichtlich der Software-Qualität. Das macht es so schwer, eine einheitliche Sprache und Verständnis von Software-Qualität über alle Stakeholdergruppen hinweg zu definieren.

Software = Werkzeug

In unserer Business-Welt hat Software niemals einen Selbstzweck, sondern dient – im Sinne eines Werkzeugs –  immer einem Business-Ziel. Jeder Aspekt von Software-Qualität muss sich daher diesem Business-Ziel unterordnen. Ebenso wird die Software immer für Anwender geschrieben. Menschen also, die mit Hilfe dieser Software einen Job erledigen, der ebenfalls dem Business-Ziel untergeordnet ist. Daher ist es folgerichtig, die Kriterien für Software-Qualität anhand der Business-Ziele auszurichten. Business-Ziele entsprechen klar formulierten Erwartungen. Deshalb sagen wir:

Je weniger unerwartet sich eine Software verhält,
desto grösser ist deren Qualität.

In diesem Zusammenhang bevorzugen wir den Begriff unerwartetes Verhalten oder Software-Anomalie statt des gängigen Wortes Bug. Dadurch wird deutlich, dass Anwender ein bestimmtes Verhalten erwarten, die Software sich aber anders verhält. Der Blickwinkel ändert sich damit von einer technisch-orientierten hin zu einer anwendungs-orientierten Sichtweise. So wird bereits sprachlich ein zwar technisch korrektes, aber vom Anwender unerwünschtes oder unerwartetes Verhalten als fehlerhaft klassifiziert.

Beispiel

Es hat sich eingebürgert, dass die abweisende Option eines Dialogs immer links ist: ABBRECHEN links, OK rechts. Rein technisch spricht nichts dagegen, diese beiden Buttons zu vertauschen. Die Anwender würden dies allerdings grösstenteils als unerwartet bewerten und somit als einen Fehler. Bis sie sich daran gewöhnt haben, wird die Bediener-Fehlerquote steigen und die Arbeitsgeschwindigkeit sinken. Und somit wird dieses unerwartete Verhalten den Business-Zielen entgegenlaufen. Denn die Software-Qualität wurde auf diese Weise verringert.

Jegliches unerwartete Verhalten reduziert demzufolge die Software-Qualität.

Ausblick auf die nächste Folge

In der nächsten Folge beleuchten wir die verschiedenen Aspekte der Softwarequalität wie zum Beispiel:

  • Funktionsumfang
  • Performance
  • Benutzerfreundlichkeit
  • Portabilität
  • Technologie-Stack
  • Anpassbarkeit

Die Autoren

Jürgen Burger ist Gründer und Geschäftsführer von SIMIO.

Er verfügt über eine langjährige Beratungserfahrung und eine umfassende Kenntnis des Anbietermarktes im Kontext Produktkommunikation. In diesem Zusammenhang unterstützt er Unternehmen immer wieder auch bei der Auswahl von Software-Systemen.

Ralf Trapp ist Gründer der tronet GmbH und geschäftsführender Gesellschafter der procelo GmbH.

1992 hat Ralf während des Studiums seine erste Softwarefirma gegründet. Seitdem lässt Ihn die Verbesserung der Software-Entwicklung nicht mehr los und er ist leidenschaftlicher Evangelist für bessere Software.


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